MyCanyon: Lack aus Leidenschaft
Die Rahmendesigns und Lackierungen für MyCanyon sind komplexer und ambitionierter als alles, was wir je konzipiert haben. Chefdesigner Lukas Beck war bei der gesamten Entwicklung federführend.

Ich habe schon immer selber Fahrräder gebaut und lackiert. Früher habe ich viele Tall Bikes gebaut [bei denen zwei herkömmliche Fahrradrahmen übereinander zusammengeschweißt bzw. -gelötet werden] und bin mit einem kleinen Team aus Freunden bei Fixie-Rennen angetreten. Damals fuhren wir mit unserem VW Bulli durch Deutschland und haben überall Halt gemacht, wo es eine Startlinie gab.

Wenn es um ein Custom-Design für ein Bike geht, ist mein erster Schritt, die Oberflächen des Rahmens abzuwickeln. Das ist wie eine Explosionszeichnung, bei der das dreidimensionale Bike in zweidimensionale Flächen übertragen wird. Früher habe ich dazu das Bike Stück für Stück mit Klebefolie überzogen, die Einzelteile genau zurechtgeschnitten, wieder abgezogen, auf ein großes Blatt Papier geklebt und eingescannt. Das war ziemlich mühselig! Heute kann ich zu den Entwicklern und Ingenieuren gehen, und sie exportieren am Computer aus dem 3D-Design eine 2D-Datei.

Ich designe die Frame-Artworks mit Adobe Photoshop und Illustrator. Es ist erstaunlich, wie viel du mit der Software machen kannst - im Grunde male ich mit meinem Computer. Zum Beispiel habe ich für die MyCanyon Designs spezielle Pinsel-Tools in Photoshop erstellt, die genau den verschiedenen Techniken entsprechen, die in unserer Lackiererei möglich sind. Ich bilde auch die einzelnen Lackschichten so ab, wie sie Schritt für Schritt in der Fabrik aufgetragen werden. Dadurch entspricht mein finaler Entwurf sehr genau dem, was auch auf dem fertigen Rahmen passiert. Darauf bin ich besonders stolz.
Lack ist meine Leidenschaft. Ich bin Mitglied eines internationalen Kollektivs von Lackspezialisten aus den verschiedensten Branchen. Einmal im Jahr halten wir eine Konferenz ab, bei der wir uns über Ideen und neue Techniken austauschen. Ich liebe es, zu sehen, was möglich ist, und wie weit wir mit den Designs gehen können, indem wir sie mit speziellen Pigmenten und kreativen Methoden zum Leben erwecken.

Das Bike ist eine Leinwand. Wenn ich mit anderen Designern oder Lackierern zusammen arbeite, ermutige ich sie zum Experimentieren. Ein „falsches“ Logo? Warum nicht? Vergiss das Corporate Design für eine Weile und lass dich treiben. Stell es auf den Kopf. Was auch immer. Alles ist möglich, es geht hier nicht um ein Bike für ein Profi-Team mit Sponsoren, wo die Logos an bestimmten Stellen sein müssen. Bei einer Custom-Lackierung ist alles möglich.
Es ist wichtig, unsere Zulieferer herauszufordern. Für MyCanyon und die meisten anderen Sonderlackierungen muss ich einiges einfordern. Die Fabrik hat strenge Kriterien dafür, was bei der Qualitätskontrolle als Lackfehler gilt, und sie wollen das minimieren (was fair ist), aber meine Techniken und Designs erfordern oft etwas anderes, etwas lebendigeres. Doch genau das ist es, was die MyCanyon Rahmen so gut aussehen lässt, finde ich.
Die Komplexität der MyCanyon Lackierungen ist unglaublich. Es war eine großartige Erfahrung, herauszufinden, was alles möglich ist, und gemeinsam mit unseren Zulieferern die schönsten Rahmen in der Firmengeschichte zu produzieren. Aber einfach ist es nicht. Zum Beispiel das Felipe Pantone „Opus“ Design. Da gibt es vier aufwendige Lackschichten, die jedes Mal ausgehärtet werden müssen. Dadurch dauert es in der Fabrik viel länger als eine Standardlackierung. Ich habe gefragt, wie die Lackierer den Schwierigkeitsgrad dieses Designs auf einer Skala von eins bis zehn bewerten. Ihre Antwort: zwölf.
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