Auf der Suche nach Deutschlands größten Fahrradgemeinschaften
Radfahren in Deutschland wird immer sportlicher und liegt im Trend. Während das Fahrrad lange Zeit hauptsächlich als Verkehrsmittel diente, entdecken immer mehr Menschen das sportliche Hobby des Radfahrens für sich. Vor allem Rennrad- und Gravel-Communitys boomen und hochwertige Sporträder sind vermehrt auf den Straßen und Fahrradwegen zu sehen. Doch wo in Deutschland ist der Trend am stärksten zu spüren? Welche Städte haben die aktivsten Radsport-Communities?
Angeregt von der wachsenden deutschen Radsport-Begeisterung haben wir die Community-Strukturen in 30 deutschen Städten analysiert, um herauszufinden, wo Deutschlands sportliche Hobby-Radfahrer leben. Laut unseren Daten führt Frankfurt am Main bei den Großstädten das Ranking an, während Karlsruhe die sportlichste Fahrradgemeinschaft unter den kleineren Städten stellt.
Inhalt
Die wichtigsten Ergebnisse unserer Fahrrad-Community-Analyse
Unsere Untersuchung von 30 deutschen Städten zeigt, wo der Radsport-Trend am stärksten ist. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:
- Die Gesamtsieger: Frankfurt am Main führt das Ranking der Großstädte an, während Karlsruhe die aktivste Fahrrad-Community unter den kleineren Städten hat.
- Zwei Kulturen: Es zeigt sich eine klare Trennung zwischen traditionellen und digitalen Radsport-Kulturen. Städte wie Bremen und Frankfurt haben eine hohe Dichte an Radsportvereinen, während Stuttgart mit einer extrem aktiven Strava-Community (14,7 % der Einwohnenden sind Mitglieder) die digitale Vernetzung dominiert.
- Gravel-Boom: Das Interesse an Gravelbikes ist ungebrochen. Deutschlandweit generiert der Suchbegriff im Schnitt ein doppelt so hohes Suchvolumen wie "Rennrad". Frankfurt am Main zeigt hier das mit Abstand größte Interesse.
- Top-Infrastruktur: Wer entspannt und zügig Rad fahren will, findet in Karlsruhe, Bremen und Hannover laut ADFC-Fahrradklimatest die besten Bedingungen.
- Anzahl Fahrrad-Strecken: In absoluten Zahlen weit München die größte Anzahl von verfügbaren Rad Strecken auf (449), in relativen Zahlen stehen den Einwohnenden Bonns die meisten Strecken pro Einwohnenden zur Verfügung (79 pro 100.000 Einwohnern)
Damit die pure Größe einer Stadt nicht zum Entscheidenden Kriterium wird, wollten wir den Vergleich aufteilen. Die obere Tabelle zeigt den Vergleich aller Städte mit mehr als 500.000 Einwohnenden, die hier untere Tabelle zeigt, welche Stadt mit weniger als 500.000 Einwohnenden, den die größte Radfahreuphorie versprüht:
So sind wir vorgegangen
Für unsere Analyse der aktivsten Fahrradgemeinschaften Deutschlands haben wir 30 deutsche Städte untersucht und zur besseren Vergleichbarkeit in zwei Gruppen aufgeteilt: 15 Großstädte mit über 500.000 Einwohnenden und 15 Städte mit weniger als 500.000 Einwohnenden.
Die untersuchten Parameter umfassten: Google-Suchvolumen der letzten 12 Monate für die Begriffe „Gravelbike“ und „Rennrad“, Strava-Clubs in der Kategorie Radfahren und deren Gesamtmitgliederzahl je Stadt, verfügbare Komoot-Radtouren ab 50 Kilometern im Umkreis von 10 km vom Stadtkern, vom ADFC in 2024 angebotene Radtouren (Anzahl), Parameter F1 („Macht Radfahren Spaß oder Stress? “) und F24 („Zügiges Fahren möglich? “) aus dem ADFC-Fahrradklimatest 2024 sowie beim Landesverband eingetragene Radsportvereine je Stadt.
Alle Werte wurden zur besseren Vergleichbarkeit auf 100.000 Einwohnende normalisiert und mit Punkten versehen. Je besser eine Stadt in den jeweiligen Kategorien abschnitt, desto mehr Punkte erhielt sie. Der Gesamtscore aus allen Kategorien ergibt das finale Ranking der aktivsten Fahrradgemeinschaften Deutschlands.
Komoot-Aktivität - das Potenzial für sportliche Langstrecken
Die Anzahl der verfügbaren Radtouren ab 50 Kilometern Länge auf der Routenplanungs-App Komoot zeigt, welche Regionen sich besonders gut für sportliche Langdistanzen eignen. Komoot ist dabei eine beliebte Community-Plattform, auf der die Nutzenden ihre eigenen Touren erstellen und mit anderen teilen - die verfügbaren Routen spiegeln also die tatsächliche Aktivität der Radsport-Community wider. Dabei sind 50 Kilometer eine gängige Distanz für sportlich ambitionierte Radfahrende.
Bei den Großstädten führt Nürnberg mit 66 verfügbaren Routen pro 100.000 Einwohnende, gefolgt von Leipzig (46) und Hannover (45). Frankfurt am Main und München liegen mit jeweils 30 Routen pro 100.000 Einwohnende im Mittelfeld. Berlin und Hamburg bilden das Schlusslicht – vermutlich ein Hinweis darauf, dass Metropolen längere Anfahrtswege zu geeigneten Langstrecken-Gebieten haben.
Bei den kleineren Städten dominiert Bonn mit 79 Routen pro 100.000 Einwohnende – der höchste Wert unter allen untersuchten Städten. Erfurt (75), Augsburg und Halle (jeweils 74) folgen dicht dahinter. Diese Zahlen spiegeln das geografische Potenzial wider: Kleinere Städte profitieren von schnell erreichbarem, abwechslungsreichem Umland für ausgedehnte Radsport-Touren. Bochum (33) und Wuppertal (23) zeigen dagegen deutlich weniger Routenvielfalt.
Google-Suche zeigt echtes Interesse
Die Anzahl der Google-Suchen für die Suchbegriffe „Rennrad“ und „Gravelbike“ (normalisiert auf 100.000 Einwohnende) gibt Aufschluss über eine mögliche Kaufintention oder das Interesse am Thema in der jeweiligen Region. Bei den Großstädten besteht das größte Interesse in Frankfurt am Main mit 317 Suchanfragen pro 100.000 Einwohnende für „Rennrad“ und beeindruckenden 714 Suchanfragen für „Gravelbike“ – die höchsten Werte im Ranking. Hannover (192/555), München (193/538) und Stuttgart (212/473) folgen mit ebenfalls hohen mit einer großen Anzahl an monatlichen Suchen.
Bei den kleineren Städten führt Augsburg mit 159 Rennrad- und 332 Gravel-Suchanfragen pro 100.000 Einwohnende, gefolgt von Kiel (127/285) und Karlsruhe (126/285). Auffällig: Gravel Bikes erzeugen durchschnittlich doppelt so hohe Suchvolumen wie Rennräder – ein Zeichen für den anhaltenden Gravel-Boom in Deutschland.
Traditionelle Radsportvereine: Frankfurt und Erfurt führen bei der Vereinsdichte
Die Anzahl der im Landesverband eingetragenen Radsportvereine zeigt, wie stark die traditionellen Vereinsstrukturen in den einzelnen Städten ausgeprägt sind. Bei den Großstädten führt Bremen knapp mit 2,39 Vereinen pro 100.000 Einwohnende, dicht gefolgt von Frankfurt am Main (2,38). Das bedeutet: In Bremen kommen statistisch 41.876 Einwohnende auf einen eingetragenen Radsportverein, in Frankfurt 42.001. Stuttgart bildet mit nur 0,49 Vereinen pro 100.000 Einwohnende das Schlusslicht – hier müssten sich 204.221 Menschen theoretisch einen Verein teilen.
Bei den kleineren Städten dominiert Erfurt mit 2,29 Vereinen pro 100.000 Einwohnende (43.759 Einwohnende pro Verein), gefolgt von Saarbrücken (2,19) und Kiel (1,98). Diese Zahlen zeigen: Traditionelle Vereinsstrukturen sind regional sehr unterschiedlich ausgeprägt, während Großstädte wie Stuttgart wohl eher auf informellere Community-Strukturen setzen.
So bewerten Radfahrende die Praxistauglichkeit der Straßen
Wie gut kann ich in meiner Stadt mit dem Rad fahren? Der ADFC-Fahrradklimatest zeigt, wie gut sich das Hobby Radsport in den verschiedenen Städten praktisch umsetzen lässt. Die Parameter „ Macht Radfahren Spaß oder ist es Stress? " (F1) und „Kann man zügig und direkt Ziele erreichen?" (F24) werden von Radfahrenden auf einer 6-stufigen Bewertungsskala von 1 (sehr gut) bis 6 (sehr schlecht) bewertet. Bei den Großstädten schneiden Bremen und Hannover am besten ab und deuten auf solide ausgebaute Radwege hin (jeweils 3,0 für „Spaß" und 2,4 für „zügiges Fahren"), während Köln mit 4,3 das stressigste Radfahrerlebnis bietet. Essen bildet beim zügigen Fahren mit Note 4,0 das Schlusslicht.
Bei den kleineren Städten dominiert Karlsruhe beide Kategorien: Note 2,5 für entspanntes Radfahren und 2,1 für zügiges Vorankommen – die besten Werte unter allen 30 untersuchten Städten. Danach folgt Kiel. Saarbrücken (4,2 und 3,6) und Wuppertal (3,9 und 4,0) bilden die Schlusslichter – ein Hinweis auf eine fehlende ausgebaute Fahrradinfrastruktur
Alternative Communitys: Grouprides.cc als Treffpunkt für gemeinsame Ausfahrten
Neben den etablierten Plattformen wie Strava und Komoot etablieren sich zunehmend auch spezialisierte Angebote in der Radsport-Szene. Ein Beispiel hierfür ist Grouprides.cc, die sich als neuere Alternative gezielt auf die Organisation und das Finden von gemeinschaftlichen Radausfahrten konzentriert. Die Plattform dient somit als Alternative für Radfahrende, die unkompliziert Anschluss an lokale Gruppen suchen. Ein Blick auf die Aktivität zeigt, dass das Angebot bereits in vielen deutschen Städten genutzt wird, allerdings vor allem in den Großstädten Deutschlands. Insbesondere in Metropolen wie München (über 1.100 Events) und Frankfurt (über 1.000 Events) finden Radsportbegeisterte eine große Auswahl an gemeinsamen Touren. Vielleicht etabliert sich hier ja eine neue, auf Radtouren spezialisierte Plattform?
Fazit
Fahrradfahren ist Breitensport. Einwohnende von Großstädten wie auch kleineren Städten begeistern sich immer mehr für den Radsport und integrieren ihn als Hobby in den Alltag. Frankfurt, eigentlich nicht als Fahrrad-Hotspot bekannt, besticht durch eine große Zweiradbegeisterung, wohingegen die Leidenschaft und Begeisterung der Duisburger erst noch geweckt werden muss.
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