Wieder am Start für mehr: Harriet Burbidge-Smith kehrt zum Red Bull Rampage zurück
Nur ein Jahr nach ihrer schweren Verletzung steht Canyon-Riderin Harriet Burbidge-Smith wieder am Start des wohl krassesten und gleichzeitig inspirierendsten MTB-Events.


Während du das hier liest, steht Harriet Burbidge-Smith – oder einfach „Haz“ mit ihrer Crew auf dem Venue der Red Bull Rampage in Virgin, Utah und zieht mit Schaufel und co. eine Line in den Wüstenberg. Der Schweiß tropft, das Team checkt jeden Meter, überlegt, welche Line sie runter in das Ziel bringen soll. Der Abgrund ist verdammt tief.
Der Ausblick? Atemberaubend, oder besser gesagt: schwindelerregend. Denn auf dieser Höhe ist Schwindel einfach immer mit dabei. Und ja, eigentlich ist’s hier oben vielleicht keine so gute Idee, direkt am Rand rumzustehen. Aber in ein paar Tagen wird Haz genau hier mit Vollgas runterballern, über Felsen und Dirt, mit Tricks, die eigentlich überm Bodenflughöhe-Level liegen. Fehlerquote? Null.
Und das alles nur ein Jahr, nachdem sie sich bei einem Crash das Genick gebrochen hat. Ein Sturz, der ihre Karriere easy hätte beenden können.
Viele hätten nach sowas das Biken vielleicht aufgegeben. Aber Haz? Die steht wieder am Start – bei der Red Bull Rampage, dem krassesten Event des Jahres. 2025 war eh schon voller starker Momente, aber das, was Haz jetzt vorhat, toppt wahrscheinlich alles.
Inhalt
Woman on the rise
Klartext: Frauen sind schon immer ganz oben im MTB-Game gewesen. Schon in den 70ern, als ein paar Hippies in Kalifornien ihre Cruiser-Bikes die Hänge runtergejagt haben, standen auch Frauen mit im Dreck. Fuß draußen, Blick nach vorn, pure Shred-Vibes.
Aber der Weg in die großen Contests? Der war lange Zeit zäh. Viele Top-Riderinnen hatten einfach weniger Chancen als die Jungs. Zum Glück ändert sich das gerade. 2024 durften Frauen zum ersten Mal in der Crankworx FMBA Slopestyle World Championship starten, und Haz war mittendrin: Flips, Whips, alles, was geht.
„Rotorua war mega“, sagt Haz. „Klar, die großen Slopestyle-Kicker geben dir richtig viel Airtime. Da muss man sich erstmal reindenken. Aber es war einfach nur geil.“
Von da an lief’s immer besser. Haz sammelte Podiumsplätze und kam zum Finale in Whistler mit richtig gutem Ranking an.
„Diese Big Courses zu fahren hat mir so viel Selbstvertrauen gegeben. Es zeigt einfach: Wenn wir die gleichen Chancen bekommen wie die Jungs, liefern wir ab.“
Rotorua war mega. Klar, die großen Slopestyle-Kicker geben dir richtig viel Airtime. Da muss man sich erstmal reindenken. Aber es war einfach nur geil.

Der Crash
Beim Joyride-Finale in Whistler war Haz on fire. Doch bei der ersten Run passte das Timing minimal nicht, und das reicht bei solchen Gaps.
„Alles lief gut – bis dahin“, sagt Haz. „Kein Riesenfehler, aber das Ergebnis war übel.“
Sie kam mit etwas zu viel Speed auf den Hip Jump, landete zu tief – Backwheel-heavy, und ging über den Lenker. Boom.
„Als ich aufstand, wusste ich sofort: Hand gebrochen.“
Bleiben oder aufgeben? Keine leichte Entscheidung.
„Man arbeitet das ganze Jahr für diesen Moment! Ich wollte einfach nochmal fahren.“
Also probierte sie’s. Doch gleich beim zweiten Run merkte sie: irgendwas stimmt nicht.
„Ich zog für den Flip, aber ich konnte den Absprung gar nicht richtig sehen. Ich hab komplett falsch abgezogen. So bin ich noch nie geflippt.“
Haz schlug hart ein. Der Traum vom Joyride-Podium war vorbei und das eigentliche Drama begann erst.
Die Diagnose
Nach dem Event ging’s direkt ins Krankenhaus. Hand kaputt, Gehirnerschütterung, aber der Nacken wurde nicht gecheckt.
Drei Tage später fühlte sich alles noch mieser an.
„Mein Physio meinte: ‘Ich will dich nicht stressen, aber das klingt nach einer gebrochenen Halswirbelsäule.’ Also bin ich wieder ins Krankenhaus – mit dem Bike!“
Und ja: Genickbruch. C7.
Die Ärzt:innen meinten: „Wird schon, einfach ruhig machen.“ Aber die Schmerzen blieben.
Haz war zurück in Australien, konnte kaum laufen ohne Schmerzen und musste die erste Women’s Rampage absagen. Statt zu fahren, supportete sie ihre Freundinnen am Telefon.
„Das tat weh. Die erste Rampage überhaupt und ich musste zusehen. Aber ich hab’s geschafft, das Positive zu sehen. Robin Goome zujubeln, als sie gewonnen hat – das war Gänsehaut.“
Hard News
Also stand die Entscheidung: OP oder nie wieder so richtig leben, wie vor dem Crash, geschweige denn fahren.
„Ich wollte nicht für immer Angst haben, mich zu bewegen. Also: OP.“
Die Ärzt:innen verschraubten C6, C7 und T1, mit einem Knochentransplantat. Riskant, aber es funktionierte.
„Endlich fühlte sich mein Nacken stabil an. Genau das hatte gefehlt.“
Der Weg zur Rampage
Die Heilung war heftig.
„Als Riderin vergleichst du dich immer mit früher. Aber mein Rücken ist jetzt anders – steifer. Das gehört dazu.“
Auch mental war’s ein Kampf.
„Ich hab mich gefragt: Bin ich verrückt, überhaupt wieder zu fahren? Es ist schließlich die Wirbelsäule.“
Doch Haz kämpfte sich zurück. Im April stieg sie wieder aufs Bike. Im Mai flog sie wieder – wirklich flog.
„Mit jedem Sprung fiel diese mentale Blockade. Ich wusste wieder: Ich kann das! Und dieses Gefühl war einfach nur Freiheit.“
Ich hab mich gefragt: Bin ich verrückt, überhaupt wieder zu fahren? Es ist schließlich die Wirbelsäule

Back In the Saddle
Jetzt, nur ein Jahr später, steht Haz wieder oben – bei der Red Bull Rampage.
Egal, wie’s ausgeht: Schon allein, wieder hier zu stehen, ist ein Sieg.
„Ich bin so dankbar. Ich hätte dauerhafte Schäden haben können. Aber mein Körper hat durchgehalten.“
„Ich gehe die Rampage jetzt anders an. Klar, du willst einfach ‘senden’, aber ich vergleiche mich nicht mit früher. Ich bin nicht mehr dieselbe Person, und das ist okay. Ich hab so viel gelernt. Das ist das Härteste, aber auch das Beste, was ich je gemacht habe.“
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