Spectral oder Neuron: Welches Bike passt besser zu dir?
Das Spectral und das Neuron sind beides Trail Bikes, die auf den ersten Blick ziemlich ähnlich aussehen, aber für sehr unterschiedliche Fahrer und Einsatzbereiche entwickelt wurden. Dieser kurze Leitfaden hilft dir hoffentlich bei der Entscheidung, welches Bike das Richtige für dich ist.
„Komfortabel und ausgewogen“, so beschreibt der zweimalige DH-Weltmeister Fabien Barel das Fahrverhalten des Neuron. Im Gegensatz dazu sei das Spectral „ein aggressives, verspieltes Bike für erfahrene Bikerinnen und Biker“. Während sowohl das Neuron als auch das Spectral zu den Trailbikes gehören und somit für Biker gedacht sind, die sich nicht auf eine Kategorie beschränken wollen, verfolgen beide Modelle dabei sehr unterschiedliche Ansätze. Die Abenteurerin Vedangi Kulkarni sagt dazu: „Wenn es auf dem Trail ein herausforderndes Hindernis gibt, bei dem ich mir bei der Landung nicht sicher bin, würde ich zum Spectral greifen. Aber für eine ausgedehnte Trail-Abenteuertour wäre das Neuron meine erste Wahl.“
Inhalt
Trailspaß oder Trailtour: die passende Geometrie
Beim Kauf eines neuen Mountainbikes sollte die richtige Geometrie stets der wichtigste Faktor sein. Die Federung sowie die Komponenten können an die eigenen individuellen Bedürfnisse und Wünsche angepasst werden, aber die Geometrie kann oft nicht verändert werden, weshalb du dich häufig damit arrangieren musst.
Wenn du nicht sicher bist, welche MTB-Größe und -Geometrie für dich am besten geeignet ist, dann erfahre mehr darüber in unserem Artikel Finde die richtige MTB-Rahmengröße.
Konzipiert für erfahrene Bikerinnen und Biker, setzt das Spectral auf einen 40 mm kurzen Vorbau und einen langen Reach, damit das Bike auch bei hohen Geschwindigkeiten stabil bleibt. Um auch weniger erfahrene Bike anzusprechen, verfügt das Neuron in allen Rahmengrößen über einen 20 mm kürzeren Reach und einen 50-mm-Vorbau. Dies führt beim Neuron zu einem insgesamt 10 mm kürzeren Cockpit, was im Vergleich zum Spectral den Komfort steigert und ein einfacheres Handling realisiert.
Die Kombination aus einem 66-Grad-Lenkwinkel und einem 50 mm langen Vorbau vermittelt beim Neuron ein ausgewogenes Lenkgefühl sowie ein neutrales Handling. Insgesamt hat das Neuron dank des kürzeren Reach auch einen kürzeren Radstand als das Spectral, was wiederum das Handling bei niedrigen Geschwindigkeiten vereinfacht. Beim Spectral hingegen garantieren der Lenkwinkel von 64° und der kürzere Vorbau selbst in ruppigem Terrain eine hohe Stabilität, bei niedrigen Geschwindigkeiten kann sich das Lenkgefühl jedoch träger und schwerfällig anfühlen.
Viele Aspekte der Philosophie der MTB-Geometrie von Canyon sind in beiden Bikes zu finden. So haben sie eine niedrige Tretlagerhöhe, um die Stabilität zu erhöhen und Bikern das Gefühl zu geben, eine Einheit mit dem Bike zu bilden, anstatt einfach oben auf dem Sattel zu sitzen. Die Sitzrohre sind kurzgehalten, damit genügend Platz für langhubige Variosattelstützen vorhanden ist, während der moderate Sitzwinkel eine ausgewogene Antriebseffizienz beim Pedalieren sicherstellt. Auch der Stack ist bei beiden Bikes ähnlich, denn ein höheres Frontend ermöglicht eine Vertrauen vermittelnde Sitzposition.
Fahrwerk und Federweg: das richtige Setup für dein Bike
Der offensichtlichste Unterschied zwischen beiden Bikes ist ihre Federung. Um anspruchsvollere Trails zu bewältigen, verfügt das Spectral mit Carbonrahmen über eine 150-mm-Federgabel und 140 mm Federweg am Hinterbau, während das leichtere Neuron eine 140-mm-Federgabel und 130 mm Hub hinten auszeichnet. Dennoch ist der größte Unterschied zwischen ihnen nur auf dem Trail zu „erfahren“.
Denn die Unterschiede gehen weit über den Federweg hinaus. Jedes Bike besitzt dank seiner Kinematik – also wie das Fahrwerk die Performance eines Bikes definiert – einen ganz eigenen Charakter auf dem Trail. „Das Spectral ist ein ausgezeichnetes Bike mit viel Popp. Es lässt sich schnell auf Geschwindigkeit bringen und erreicht bei Jumps eine tolle Höhe, während sein verspieltes Handling auf dem Trail begeistert“, berichtet Fabien. Vedangi stimmt mit dieser Beurteilung überein und ergänzt: „Angenommen, es gibt ein bestimmtes Trail-Feature, das mich nervös macht, beispielsweise ein Drop von einem Felsen auf unseren lokalen Trails. Im Sattel des Spectral bin ich stets überzeugt, den Drop sicher zu landen. Ich mache mir keine Gedanken darüber, wie das Bike dieses Hindernis meistert. Wenn ich Fortschritte machen und meine Skills verbessern will, dann nehme ich mein Spectral.“
„Ich finde, das Neuron ist das perfekte Bike für Personen, die gerade mit dem Mountainbiking anfangen“, fährt Vedangi fort. „Man bekommt ein gutes Gefühl dafür, wie sich ein vollgefedertes Bike anfühlen sollte und was man damit alles anstellen kann. Außerdem es ist superbequem.“ Genau das sei das Ziel bei der Entwicklung des Neuron gewesen, erzählt Barel: „Es wurde auf den Durchschnittsbiker ausgerichtet. Die Kinematik hat eine ziemlich lineare Progression, wodurch das Bike sehr ausgewogen fährt, Stöße und Schläge absorbiert sowie bei Unebenheiten den Bodenkontakt bestmöglich beibehält. Aber wenn man einen großen Sprung oder hohen Drop probiert, wird die Federung höchstwahrscheinlich durchschlagen.“
Das Rahmenmaterial macht den Unterschied: Übersicht der Optionen
Beide Bikes sind als Modelle aus leichtem Carbon und erschwinglicherem, aber etwas schwererem Aluminium erhältlich. Das Spectral wurde für anspruchsvolle Trails und aggressive Fahrstile entwickelt und erfüllt die ASTM-Kategorie 4. Somit ist es für mittelhohe Sprünge und Trails jeglicher Schwierigkeitsstufen geeignet und meistert auch gelegentliche Bikepark-Runden. Mit seiner Einstufung in die ASTM-Kategorie 3 ist das Neuron für moderates Trailbiking sowie Biketouren optimal und daher nicht das richtige Bike für regelmäßige Jumpline-Runs. Aber da es für moderates Mountainbiking ausgelegt ist, benötigt der Rahmen weniger Verstärkungen und ist folglich im Vergleich zum Spectral ein bisschen leichter. Aufgrund des geringeren Gewichts ist das Neuron daher ein besserer Partner für ausgedehnte Touren und lange Uphills.
Das Neuron zeichnet sich durch seine Einfachheit aus und ist ein relativ simples Bike für alle Bikerinnen und Biker, die sich einfach nur in den Sattel schwingen und losfahren wollen. Um dem Bike ein besonders gutmütiges Fahrverhalten zu verleihen, kommen die kleinen Rahmen mit 27,5 Zoll großen Laufrädern, während die größeren Modelle mit 29er-Laufrädern ausgerüstet sind. Fortgeschrittene Biker haben häufig höhere Ansprüche an ihr Bike, weshalb die Carbon-Variante des Spectral mit vielen innovativen Technologien vollgepackt ist. So ist es mit dem innovativen K.I.S. System ausgestattet, das die Lenkung für maximalen Fahrspaß auf dem Trail stabilisiert. Außerdem verfügt der Rahmen über ein Staufach im Unterrohr für Ersatzteile, Werkzeuge oder Energieriegel, damit du länger draußen auf dem Trail bleiben kannst. Ein weiteres Highlight ist ein Flipchip, mit dem das Tretlager um 8 mm angehoben und der Lenkwinkel 0,5 Grad steiler gestellt wird – perfekt für Bikerinnen und Biker, die nach einem Trailbike mit neutralem Fahrverhalten suchen. Nicht alle dieser Features sind auch für die Aluminium-Modelle erhältlich, da Carbonfasern eine komplexere Rahmenkonstruktion zur Integration dieser Merkmale ermöglichen.
Vergleich der Ausstattungen
Da sich das Spectral und das Neuron an unterschiedliche Bikerinnen und Biker sowie Könnensstufen richten, unterscheiden sie sich auch in ihrer Ausstattung. Zwar verfügen beide über eine langhubige Variosattelstütze und 12-Gang-Schaltungen mit großer Übersetzungsbandbreite, doch damit enden die Gemeinsamkeiten auch schon wieder. Der größte Unterschied ist ihre Federung. Für eine maximale Performance sind alle Spectral-Modelle mit stämmigen Federgabeln sowie Dämpfern mit Piggyback-Ausgleichsbehälter ausgestattet, während das Neuron auf Federgabeln mit dünneren Standrohren und Inline-Dämpfern setzt, um das Gewicht niedrig zu halten. Gleiches gilt bei den Laufrädern und Reifen, denn das Neuron ist mit etwas leichteren Laufradsätzen sowie Reifen mit leichterer Karkasse und weniger aggressivem Stollenprofil ausgerüstet. Dies ist an Biker gerichtet, die längere Anstiege bewältigen und insgesamt ein leichtes Bike haben möchten. In Verbindung mit dem längeren Vorbau hat das Neuron auch einen etwas schmaleren Lenker, um ein ergonomischeres Cockpit zu schaffen.
Neuron vs. Spectral: Wie triffst du die richtige Wahl?
Vedangi ist eine Fahrerin, die sowohl das Spectral als auch das Neuron in ihrem Schuppen stehen hat. Sie begründet diese Entscheidung folgendermaßen: „Da ich vom Rennradfahren, Gravelbiking und Langstrecken-Bikepacking zum Mountainbiken gekommen bin, fühlte sich das Fahren mit einem Neuron wie ein guter erster Schritt in die richtige Richtung an. Es war ein großartiges erstes Full-Suspension-Bike für jemanden, der einfach nur ein unkompliziertes Mountainbike wollte. Aber irgendwann hatte ich das Gefühl, dass mir das Neuron nicht mehr reichte. Es gab einen Punkt, an dem ich vor bestimmten Trail-Features stand, die zwar mit meinem Neuron auch machbar gewesen wären, aber denen das Spectral einfach besser gewachsen war. Seitdem ich das Spectral habe, konnte ich mich bei technischen Features stark verbessern, außerdem ist mein Selbstvertrauen in vielerlei Hinsicht gewachsen. Trotzdem würde für eine ausgedehnte Trailtour oder einen Bikepacking-Trip immer das Neuron nehmen.“
Wenn du immer noch unsicher bist, ob das Spectral oder das Neuron besser zu dir passt, kannst du sie mit unserem Bikevergleich gegenüberstellen.
Der beste Weg ist aber natürlich, die Bikes selbst auf den Trails zu testen. Aus diesem Grund organisieren wir CLLCTV Sessions auf der ganzen Welt, wobei unsere Testbikeflotte im Mittelpunkt dieser Events steht. Hier kannst du eines dieser Bikes testen.
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Über den Autor
Matt Wragg
Lerne Matt Wragg kennen, den freiberuflichen Fotografen, Autor und selbsternannten Fahrrad-Zerstörer aus Nizza, Frankreich. Trotz erfolgloser Versuche bei XC-, Trial-, 4X- und DH-Rennen hat Matts Leidenschaft für das Mountainbiken nie nachgelassen. Nach einer Zeit in der Kommunikationsberatung beschloss er, seiner Liebe zum Radsport nachzugehen und zog nach Neuseeland. Seitdem hat er die Welt bereist, Trails gejagt und eine erfolgreiche Karriere als Radsportfotograf und -autor aufgebaut. Im Jahr 2021 wurde bei ihm Autismus diagnostiziert, mit dem er seither leben lernt. Sein Fahrradkeller ist ein echtes Zeugnis seiner Liebe zum Radsport und beherbergt Fahrräder, die von Freeride bis Cargo reichen.