Gravel Racing erklärt: Was es ist und welches Bike du brauchst
Du überlegst, bei einem Gravel-Rennen teilzunehmen? Dieser kurze Guide hilft dir, die Rennformate zu verstehen, zu wissen, was dich erwartet und wie du dich auf dein erstes Gravel-Rennen vorbereitest.


Inhalt
Gravel Riding wurde aus dem Racing geboren. Beim Dirty Kanza Race 2006 im ländlichen Kansas (USA) formte sich aus mehreren Ideen zum Offroad-Fahren mit Dropbar-Bikes eine eigene Disziplin. Die ersten Rennen führten über mehr als 200 Meilen auf unbefestigten Straßen durch die Wildnis. Das Format fand Anklang – und 2022 standen schon über 4.000 Menschen am Start.
Heute ist Gravel Riding die am schnellsten wachsende Disziplin im Radsport. Für viele steht das Rennfahren dabei gar nicht im Vordergrund – sie wollen sich lieber in die Natur begeben und neue Wege entdecken. Doch Neugier ist ein starker Antrieb. Und in einem Sport, in dem das Racing tief in der DNA steckt, ist es nur logisch, dass du irgendwann selbst mal wissen willst, was an der ganzen Sache eigentlich dran ist.
Dieser Guide erklärt dir die wichtigsten Gravel-Racing-Formate, zeigt dir, wie du dich am besten vorbereitest – und worauf du achten solltest, wenn du selbst mitmachen willst.
Warum Gravel Racing?
Für manche ist die Sache ganz klar: Sie lieben die Herausforderung, den Wettkampf und das Training. Wenn das auf dich zutrifft, brauchst du wahrscheinlich keine Überzeugungsarbeit mehr von uns.
Aber selbst wenn du denkst: „Ich bin nicht der Wettkampftyp. Bin ich fit oder schnell genug?“ – auch dann gibt es gute Gründe für Gravel Racing.
Einer der häufigsten ist: die Menschen. Abseits der Rennspitze findest du viele, denen es genauso geht wie dir. Für viele ist das Ziel einfach, ins Ziel zu kommen – und wenn unterwegs noch nette Gespräche entstehen, umso besser. Kaum etwas verbindet so schnell wie gemeinsame Herausforderungen.
Gravel-Rennen sind auch eine super Gelegenheit, neue Regionen zu entdecken. Die Streckenplanung übernehmen die Veranstalter – du musst nur auftauchen, dir eine Startnummer anheften und los geht’s.
„Ich liebe es, dass Gravel Racing viel mehr ist als ein Einzelsport. Du triffst Gleichgesinnte mit Abenteuerlust – und einer kleinen Portion Wettkampflust. Aber die Gravel-Szene ist null abgehoben, einfach total entspannt.“Vedangi Kulkarni

Welche Formate gibt es beim Gravel Racing?
Je nachdem, wen du fragst, gibt es drei oder vier Hauptformate. Fast alle bieten unterschiedliche Distanzen oder Kategorien für verschiedene Leistungsniveaus – du musst also nicht direkt gegen die Profis antreten.
Gravel-Racerin Vedangi Kulkarni rät:
„Frag dich selbst: Was will ich von diesem Rennen? Was ist mein Maßstab für Erfolg? Vielleicht ist es bei deinem ersten Rennen einfach nur, deine Taktik umzusetzen und ins Ziel zu kommen. Oder du willst unter einer bestimmten Zeit bleiben. Egal wie – es geht um dich und deine Leistung, nicht um den Vergleich mit anderen.“
Einfaches Rundkurs-Rennen
Das simpelste Format: Du startest morgens, fährst eine Runde und kommst später ins Ziel. Man könnte zwischen kurzen und langen Varianten unterscheiden – denn je länger die Distanz, desto stärker wird auch die mentale Komponente. Für den Anfang empfehlen wir dir ein Rennen über eine Distanz, die dir vertraut ist.
Etappenrennen
Ein Format, das lose aus dem Enduro-Mountainbiking übernommen wurde. Anders als beim Rundkurs wird hier nicht die Gesamtzeit gewertet, sondern nur die Zeiten auf bestimmten Wertungsabschnitten („Stages“). Das klingt erstmal nach MTB-Action – ist aber gerade für Einsteiger:innen oft leichter. Denn außerhalb der gewerteten Abschnitte kannst du dein Tempo frei wählen (achte nur auf mögliche Cut-Off-Zeiten!). Diese Lockerheit macht das Racing oft sozialer und entspannter.
Mehrtagesrennen
Die ganz großen Gravel-Abenteuer. Routen, die an einem Tag nicht zu schaffen sind. Hier gibt es viel Variation: Manche Rennen haben ein zentrales Camp, zu dem du jeden Abend zurückkehrst. Andere erwarten völlige Selbstversorgung über mehrere Tage hinweg.
Welches Bike brauche ich fürs Gravel-Racing?
Ein Gravel-Bike ist natürlich die beste Wahl. Unser Grail ist das rennorientierte Modell, das Grizl ist dein Bike fürs große Abenteuer – perfekt, wenn du den Fokus eher auf das Erlebnis als die Platzierung legst.
Aber: Grundsätzlich kannst du mit jedem Bike antreten, das passende Reifen hat. Unser Endurace etwa bietet Platz für 35 mm breite Reifen – das reicht für den Einstieg. Profi-Setups gehen oft bis 50 mm. Unser Exceed XC-Mountainbike hat Platz für MTB-Reifen und eine Federgabel – es ist super komfortabel, und manche Profis testen solche Setups bereits im Gravel-Racing.
Wie bereite ich mein Bike auf ein Gravel-Rennen vor?
Mach vor dem Rennen einen gründlichen Check. Kleine Probleme werden im Rennen schnell zu großen – im schlimmsten Fall musst du lange schieben und grübelst über deinen Fehler.
• Sattel einstellen, Cockpit checken: Alles sollte bequem erreichbar sein.
• Reifendruck: Der wichtigste Punkt! Balance aus Komfort und Pannenschutz. „Geh da nicht ans Limit – du willst lange durchhalten und musst bequem sitzen, um Gas geben zu können. Check den Luftdruck vor dem Start!“ – Vedangi
• Gepäck: Du brauchst mehr Ausrüstung als bei einer normalen Ausfahrt. Ein speziell entwickeltes Gravel-Bike wie das Grizl bietet dafür viele Befestigungsmöglichkeiten.

Vedangis Top-Tipp:
„Alles, was du unterwegs brauchst, sollte griffbereit sein. Ernährung, Wasser, Kleidung, Multitool. Bei einem Platten musst du sowieso anhalten – also kann das Flickzeug in die Rahmentasche. Aber Snacks solltest du nicht am Boden deines Rucksacks verstecken.“
Welche Ausrüstung brauche ich fürs Gravel-Rennen?
Selbstversorgung ist essenziell. Viele Rennen bieten zwar Verpflegungspunkte – aber meist nur Essen und Wasser, keine Ersatzteile oder Kleidung.
Pannenhilfe und Reparaturen unterwegs
Auch wenn dein Rad perfekt vorbereitet ist, können unterwegs technische Probleme auftreten – und du solltest bereit sein, dich selbst darum zu kümmern. Ganz oben auf der Liste der häufigsten Zwischenfälle stehen Reifenpannen. Besonders wenn du mit geringem Reifendruck unterwegs bist, um den Komfort zu erhöhen, sind Durchstiche beinahe unvermeidlich. Während ein Schlauchwechsel bei einer entspannten Ausfahrt nur lästig ist, kann er im Rennen zur echten Geduldsprobe werden. Genau deshalb setzen viele Gravel-Profis auf tubeless Setups. Kleine Einstiche lassen sich damit ganz einfach mit sogenannten „Plugs“ flicken – kleine, klebrige Gummistreifen, die du direkt in die beschädigte Stelle drückst. Das erfordert ein wenig Übung, also probier es idealerweise zu Hause aus – inmitten des Rennens ist es definitiv nicht ratsam, neue Handgriffe auszuprobieren.
Neben deinem normalen Werkzeug solltest du auch einen Kettennieter und ein paar passende Kettenschlösser dabei haben, um notfalls eine gerissene Kette reparieren zu können. Wenn du elektronische Komponenten fährst, solltest du diese unbedingt am Vorabend noch einmal komplett aufladen. Und falls vorhanden: Reservebatterien mitzunehmen schadet nie.
Erste Hilfe
Je weiter du dich von der Zivilisation entfernst, desto wichtiger wird es, deine Gesundheit im Blick zu behalten. Du brauchst kein komplettes Notfallset, aber ein paar Basics sollten in deinem Gepäck nicht fehlen: Pflaster, Verbände, eine Rettungsdecke sowie etwas, das du im Notfall als Armschlinge oder Tourniquet verwenden kannst. Natürlich ist es Aufgabe der Veranstalter, medizinische Hilfe bereitzustellen – aber bis sie bei dir sind, solltest du dich zumindest stabilisieren können.
Wenn du regelmäßig Medikamente brauchst oder Allergien hast, denke unbedingt daran, das Notwendige mitzunehmen. Auch Wasserreinigungstabletten und Elektrolyte gehören ins Gepäck – denn Dehydrierung ist nicht zu unterschätzen. Sonnencreme zählt vielleicht nicht direkt zur Ersten Hilfe, aber nach einem langen Tag in der Sonne ist ein Sonnenbrand definitiv keine schöne Erinnerung.
Bekleidung fürs Rennen
Auf das Schlimmste vorbereitet sein und auf das Beste hoffen“ – das ist ein guter Leitsatz bei der Wahl deiner Kleidung. Wer den ganzen Tag draußen unterwegs ist, sollte auf alles gefasst sein. Selbst wenn Sommer ist: Eine Regenjacke gehört immer mit ins Gepäck.
Vedangis wichtigste Regel lautet: „Es muss bequem sein. Zieh nichts zum ersten Mal am Renntag an. Du solltest dich gut darin bewegen und problemlos darin atmen können – egal ob du gerade schwitzt oder nicht.“

Bereit für dein erstes Gravel-Rennen?
Du solltest jetzt alles wissen, um ins Gravel-Racing einzusteigen. Und wenn du noch Zweifel hast, sagt Vedangi es am besten:
„Ich liebe, dass Gravel Racing mehr als ein Einzelsport ist. Du triffst Leute mit Abenteuergeist und einem kleinen Wettkämpferherz. Aber die Szene ist null elitär – einfach locker. Und du fährst schnell Rad an abgelegenen Orten mit unglaublicher Landschaft. Was will man mehr?“
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Über den Autor
Matt Wragg
Lerne Matt Wragg kennen, den freiberuflichen Fotografen, Autor und selbsternannten Fahrrad-Zerstörer aus Nizza, Frankreich. Trotz erfolgloser Versuche bei XC-, Trial-, 4X- und DH-Rennen hat Matts Leidenschaft für das Mountainbiken nie nachgelassen. Nach einer Zeit in der Kommunikationsberatung beschloss er, seiner Liebe zum Radsport nachzugehen und zog nach Neuseeland. Seitdem hat er die Welt bereist, Trails gejagt und eine erfolgreiche Karriere als Radsportfotograf und -autor aufgebaut. Im Jahr 2021 wurde bei ihm Autismus diagnostiziert, mit dem er seither leben lernt. Sein Fahrradkeller ist ein echtes Zeugnis seiner Liebe zum Radsport und beherbergt Fahrräder, die von Freeride bis Cargo reichen.